Jacky & Leuli 2009: link zum blog

 

 

Roli & Wällä 2000:

Andencrossing- oder wie bringt man den alten Pass voll

Ende November 2000 wollte ich alleine mit meiner zuvor extra angeschafften, 10- jährigen Yamaha XT-600 in Südamerika reisen gehen. Zuvor sollte eine Spanischschule in Ecuador mir das Reisen bzw. die Kommunikation vereinfachen. Per Zufall hegte ein Kollege, Walter, auch Reisepläne und kaufte sich von einem Schweizer eine in Peru stationierte Tenere. Somit verabredeten wir uns auf den 4. Januar in Lima.
Das Motorrad verschickte ich per Luftfracht direkt nach Quito um während der Schule die Zollformalitäten erledigen zu können.
Gleich nach der Ankunft ging’s aber mit Bekannten aus der Schweiz gleich mit dem Bus nach Montanita an den Beach. Über Quito buchten wir nach der Rückfahrt auch gleich eine Tour in das ecuadorianische Amazonasbecken. Diese dauerte ca. eine Woche und beinhaltete einen Aufenthalt in einer Urwaldlodge mit Eingeborenerführung durch den Urwald inklusive baden und fischen im pyraniaverseuchten Fluss…

Die 3 Wochen Spanischschule mit kleineren Erkundungstouren in der Umgebung von Quito waren rasch vorüber. Am 26. Dezember konnte mich nichts mehr halten, ich sattelte die XT und fuhr Richtung Süden. Relativ direkt führte mich der Weg nach Peru, wo die Grenzformalitäten rasch abgewickelt waren. Da ich erst am 4. Januar mit Walter in Lima verabredet war, fuhr ich für Silvester in die peruanischen Anden nach Huaras. Da erheben sich schneeweisse Berge und ist im Sommer ein von Europäer viel besuchtes Ziel. Am 1. Januar ging ich zum Abendessen in ein CH- Lokal und lernte da prompt den Vorarlberger Garry (Loggo Hofi ) kennen, der auf seiner 1100 BMW Alaska- Feuerland am runterspulen war. Wir verstanden uns gleich prächtig und beschlossen, die spezielle Route über die Berge in den Süden zusammen zu meistern. Nach 3 Tagen Kälte, Regen, Schlamm und dorfweise besoffener Leute trennten sich unsere Wege leider, denn ich musste Walter in Lima abholen.
Mit dem Reiseführer und der Hilfe eines Polizisten fand ich die gesuchte Unterkunft und konnte gerade rechtzeitig Walter mit seinen Ersatzreifen auf dem Rücken, denn ich fuhr schon auf dem Gewebe, vom Flughafen abholen.

Die Motorräder hatten dann dringend einen Service nötig, welche am Samstagabend ca. 20.00 abgeschlossen war. Dann hatten wir zweit richtig gute Reisemaschinen.
Mit Gejauchze fuhren wir am Sonntag mit den neuen Michelin Desert montiert südwärts nach Pisco. Ja, da kommt auch der famose Traubenschnapps her!


Da gibt es noch ein Nationalpark- warscheindlich nur zum crossfahren, uns hatte jedenfalls niemand gestoppt. Äh, ungestört baden konnte man da auch… ausgewählte Leute können die Fotos ja mal angucken kommen….
Dann ab in die Anden nach Cusco, der warscheindlich touristischste Punkt in ganz Südamerika. Der Plan, mit dem Motorrad die 30km auf den Bahngeleisen zum Machu Pitchu zu fahren gaben wir widerwillig auf….

Durch unsere Wegwahl und das Ausprobieren der Sprache hatten wir oft Kontakt mit Indios, die nach anfänglichem Misstrauen plötzlich wie Verwandte sich um uns scharten. Woher kommst du, wohin gehst du…?
Am Titicacasee wollte Walter unbedingt auf dem peruanischen Zoll schlafen, da die Fahrzeugpapiere nicht i.O. waren. Ich musste nach Bolivien schlafen gehen, da ich schon ausgestempelt war. In La Paz, der Hauptstadt Boliviens auf ca. 3600müM fanden wir heraus, dass die Regenzeit heuer so stark war, dass ein Durchkommen ins Amazonasbecken und der Salar Uyuni zwecklos waren. Ausserdem hatte ich seit Pisco regelmässig kalte und nasse Füsse in den sch…… Crosstiefel, Walter in den Militärschuhen immer eine wohlige Wärme! Er wollte nie tauschen! So wurde die direkte Richtung nach Nordchile, Arica eingeschlagen. Von schneienden 4500müM in 120km auf Meereshöhe mit 30°C- ein Paradies! Das Ausruhen, Ersatzteile bestellen und die Umgebung geniessen ergaben gleich eine Woche Aufenthalt. Von San Pedro de Atacama machten wir nochmals einen Abstecher ins bolivianische Hochland und vergnügten uns da mit den Motorrädern im weiten Staub, soweit dies auf ca. 5000 müM überhaupt geht. Dabei hatten Walter und ich so richtig Blut geleckt. Von da an überquerten wir fast jeden fahrbaren Pass zwischen Argentinien und Chile bis runter nach Chiloe, wo wir den Garry per Zufall nochmals trafen. Die Hauptmotivation der grossen Fahrlust war auch das ständig gute Wetter, 6 Wochen ohne Regen. Das brauchten wir auch, da wir das überschwere Zelt in Cusco verscherbelt hatten…

In Chile reichte unser 19l Tank plötzlich für eine spezielle Route mit 900km nicht mehr aus, sodass pro Motorrad 35l zugeladen werden musste.

Die Hälfte davon in PET Flaschen im Rucksack, und so….wir waren dann auf einem Zollübergang auch schon das 4. Fahrzeug- seit 8 Wochen.
Da die Hygiene auch wichtig ist, hatten wir auf dem Weg runter fast keine heisse Quelle ausgelassen, da gab es warme und sauheisse! Sauber wurden wir, bzw. es war niemand da der jammerte!
Im Seengebiet von Chile und Argentinien gab es sooooooooo viele Badeplätze, dass uns zwischen dem fahren auch fast noch Schwimmhäute wuchsen. Da gab es auch wieder Holz fürs Lagerfeuer, da die Romantik (mit Walter!?!) nicht zu kurz kommen durfte. Argentinien ist sowieso das Land des Rindfleisches und des Weins, jeden Abend hatten wir dann einen tüchtigen Brocken mit einer Flasche Wein- was möchte man mehr? Ja bestimmt ist uns da noch was eingefallen, aber lassen wir das…

Im Nobelskiort Bariloche besuchten wir für eine Woche meinen Arbeitskollegen und nahmen auch die Wanderschuhe mal hervor. Endlich sahen wir die Vögel der Anden- die Kommodore. Gleich reihenweise flogen sie uns um die Ohren, es wurden bestimmt duzende Fotos geknipst. Ich beschränkte mich aufs Spannern mit dem Feldstecher- hey natürlich nach den Vögeln!
Dann wurden wir von meinem Arbeitskollegen Beat noch zu Fliegenfischern ausgebildet, wir sahen aus wie echt, zum Anglererfolg schweigen alle behaglich, gell! Das Fischerlatein sparen wir uns….
Der weitere Süden zeigte sich wieder von der feuchten Seite, was ohne Zelt schnell ungemütlich wurde. So fragten wir einfach die Leute, uns wurde dann meisst ein Schlafplatz zugewiesen wie Häuschen neben der Stierkampfarena, Heustock usw….
Dann ging’s wieder Richtung Norden, da sich unser Trip langsam dem Ende näherte. Meine schwer gealterte XT mit ca. 100`000km auf dem Tacho musste ich auch wieder nach Hause nehmen, alles wegen diesem Carnet de Passage!
Nach 18`000km kam ich mit meinem Töff in Santiago an, es ist einfach problemlos gelaufen.
Walter und ich waren uns einig- der Trip konnte nicht besser sein! Am 20. März 01 kamen wir in Zürich an, Pläne für eine nächste Reise schon in den Köpfen…

Roli


home